
Trainerkompetenz
Lernbereitschaft ist ein wichtiger Faktor für Veränderungswillen und die eigene Resilienz. Doch ist es, diese zu schaffen, nicht auch Aufgabe von Trainer:innen?
Wenn du diesen Blogbeitrag liest, dann bist du wahrscheinlich entweder Trainer, Trainerin oder ein potentieller Kunde oder Kundin und willst mal hören, was uns so wichtig im Training ist.
Unsere Kompetenz zum jeweiligen Thema und der Wille zum Praxisbezug ist sicherlich für Auftraggeber:innen nicht unwichtig, hier lässt sich aber in einem Vorabgespräch schnell ein Bild machen. Und trotzdem hängt der Erfolg und die Nachhaltigkeit eines Trainings davon ab, ob die Teilnehmenden mitmachen, mitdenken und transferieren.
Trainosaurus Rex
Ich habe lange Jahre in der Automobilbranche trainiert. Hier hatte ich ausnahmslos männliche Kollegen, die natürlich schon unterschiedlich waren, aber eine bestimmte Trainerspezie kam überdurchschnittlich häufig vor. Ich nennen ihn den 90er Jahre Chaka-Trainer. Er ist sicher, fast zu sicher in seiner Körpersprache. Er gefällt sich auch in seiner Lockerheit. Große Gesten, mindestens schulterbreiter Stand. So referiert er vorwiegend stehend vor seinen unglaublich zahlreichen Powerpoint-Folien. Er ist stark darin, Anekdoten zu erzählen, die auch wirklich witzig sein können, zum Teil aber von den Lebenswelten seiner Teilnehmer:innen Lichtjahre entfernt sind. Lange Jahre hat er sich auf dem Trainermarkt durchgesetzt, doch mit New Work und einem neuen Leitbild für Führungskräfte, wird die Luft langsam dünn für ihn.

Lernbereitschaft
Okay mit Führungsthemen kennen wir uns wirklich aus, auch mit neuen Arbeitswelten, teilweise mit Marketing oder Wirtschaftspsychologie. Wir kennen Studien, können diese zitieren und Beispiele geben. Das ist natürlich toll, aber am Ende bringt uns das im Training gar nichts, wenn die Teilnehmer:innen keinen Bock haben oder uns unsympathisch oder vielleicht sogar überheblich finden, weil wir ja schließlich so viel wissen. In der Welt der Trainer-Kompetenz geht es nicht primär darum, einen Vortrag zu halten und alles besser zu wissen sondern vielmehr darum eine Verbindung zu den Teilnehmenden aufzubauen. Man sollte sie einbeziehen und ihnen das Gefühl geben, dass ihre Fragen und Ideen wertgeschätzt werden. Sie müssen Probleme aus ihrem Arbeitsalltag erkennen und aktiv für sich Inhalte reflektieren. Erst wenn Lernbereitschaft entfacht ist, macht Training wirklich Sinn.
Mindset
Eine gute Selbstwahrnehmung bildet für uns die Basis eines Trainer-Mindsets. Und wenn dann noch Sensoren vorhanden sind, die einem helfen auch andere zu verstehen, na dann ist die halbe Miete schon mal sicher. Wir sind darüber hinaus absolut davon überzeugt, dass unser Erfolg in Trainings und ob wir unsere Zielgruppe wirklich begeistern, von unserem Fokus auf der Interaktion und Gruppendynamik abhängt.
Es das kein Hexenwerk – es ist Empathie. Als Trainer:in sollte man sich Zeit nehmen, um Teilnehmer:innen kennenzulernen und ihre Bedürfnisse zu verstehen, um später mit Beispielen konkret auf sie eingehen zu können. Diskussionen brauche Raum, wenn man merkt, da muss was raus. Genauso müssen Einzelschicksale aber auch mal eingefangen werden.

Fehlerkultur
Die selbstbewusste manchmal prahlende Trainerpersönlichkeit aus dem 2. Abschnitt oben, glänzte vor allem durch Selbstüberzeugung. Beispiele wie sie als Führungskraft brillierte oder ein kniffliges Changeprojekt fast im Alleingang in seichte Gewässer gelenkt hatte, waren an der Tagesordnung. Das imponierte sicherlich einigen Teilnehmer:innen, allerdings lernt es sich schwer, wenn die zu erreichende Stufe so hoch ist. Sympathie, Authentizität und wieder Lernbereitschaft erlangt man schneller und effektiver indem man eigene Fehler zugibt. Wo hat man richtig was verbockt? Was war einem als junge Führungskraft nicht klar und würde man heute anders machen? Wo wirkte man arrogant aus Unsicherheit? Wie hat sich vielleicht die eigene Kommunikation nur durch stetige Selbst-Reflexion verbessert? Ein moderner Trainer oder eine Trainerin überzeugt auch kompetent durch Bescheidenheit. Zu wissen, was man kann, nicht kann und früher sowas von gar nicht konnte, wirkt selbstbewusst und dadurch kompetent und vor allem glaubhaft. Die eigene Lernkurve darzustellen aktiviert Lernbereitschaft.
Übrigens kann natürlich trotzdem manchmal eine fehlende Lernbereitschaft auch aufgrund äußerer Einflüsse gegeben sein. Auch diese fängt man mit dem richtigen Mindset und einigen anderen kleinen Tricks schnell ein. Wichtig ist nur: Gegen Widerstände anzutrainieren ist sinnlos, da kann die Anekdote, die ihr breitbeinig gestikulierend erzählt noch so ein Kracher sein!