New Work

Buzz Word oder Megatrend
Frauke Schmidt
Jan 8, 2024

Was ist New Work eigentlich wirklich? Wir hinterfragen, ob es mit Kicker, Hafermilch und gratis Obst getan ist. Jetzt mehr über agile Arbeitsformen erfahren!

New Work nervt wenn es nur ein Buzz Word ist

In den letzten Jahren hat sich viel verändert, was unser Arbeiten angeht, das ist klar! Mit der Einführung von neuen Technologien, flexiblen Arbeitszeitmodellen und virtuellen Teams hat sich auch das Konzept des New Work entwickelt.
New Work ist zum Buzz Word von neuen Arbeitswelten geworden und trotzdem ist nicht immer so ganz klar was genau damit gemeint ist? Die meist denken zunächst an offene Büroräume mit flexiblen Flächen zur Team- und Stillarbeit, Moos an der Wand (soll der Akustik förderlich sein) und vielleicht noch einen Kicker (okay, das ist mehr Start-up 2010). Die Leute sind eher jung, Generation Z bis maximal X, der Kaffee ist gut, es gibt Hafermilch. Alles ist hybrid, statt Firmenwagen kann ich mir ein Fahrrad konfigurieren und die Hälfte der Belegschaft arbeitet von den besten Surfspots Europas aus. So in etwa? An ein klassisches Versicherungsunternehmen denken wahrscheinlich die wenigsten. Und doch haben wir einen Kunden in diesem Sektor, der sich New Work auf die Fahne geschrieben hat. Gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen und Berater:innen wie uns, haben sie sich sukzessive auf den Weg gemacht.

Die Welt ist in Bewegung

Neue Technologien und zunehmender Wettbewerb haben Unternehmen auf der ganzen Welt dazu bewegt, ihr Geschäftsmodell anzupassen. Auch diese Entwicklung ist Teil des neuen New Work Trends. Grundsätzlich spricht man von einer VUKA-Welt. Die Arbeitswelt ist heute schnelllebig, unberechenbar, voll von Widersprüchen und im steten Veränderungsprozess. Wandel ist die einzige Konstante. Das ist das New Normal. Und wenn wir uns dieser neuen Wirklichkeit bewusst sind, dann muss sich unsere Arbeitsweise und unser Arbeitsumfeld auch an diese anpassen. New Work ist also mehr als eine coole Büroeinrichtung.
Ein starkes Veränderungsmanagement oder zumindest das generelle Bewusstsein dafür, ist übrigens immer ein guter Anfang. „Das haben wir immer so gemacht“ und „never touch a running systen“ ist glücklicher Weise spätestens seit der Corona Pandemie nicht mehr salonfähig,

Zuerst der Drang nach Freiheit

Nine to five ist nicht erst seit der Pandemie vorbei. Auch der Globalisierung kann man es nicht alleine in die Schuhe schieben. Es brauchte keine Generation Z, um den Drang vom Arbeiten ohne starrem Korsett und fest definierten Arbeitsabläufen zu spüren. Arbeitszeitflexibilität ist bereits länger zum Urbedürfnis geworden. New Work verfolgt diesen Gedanken weiter. Es geht also auch um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Selbstbestimmung ist einer der intrinsischen Grundmotivatoren und sollte ein Fokus von New Work sein. Menschen, denen Flexibilität und Autonomie im Berufsleben geboten wird, agieren kreativer, denken mit und können sich besser auf ihre Aufgaben konzentrieren. Eine gewisse Anzahl von Homeofficetagen und flexible Arbeitszeitmodelle zu nutzen sind dabei nur die Basis. Selbst Unternehmen wie die Deutsche Bahn ermöglichen inzwischen ihren Mitarbeiter:innen bis zu 4 Wochen Remote Work auch aus dem Ausland.

Von Selbstbestimmung zu Selbstverantwortung

Wenn Mitarbeitende selbst bestimmen, wann und wo sie arbeiten, dann hat die alte Parole „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ zum Glück endgültig ausgedient. Das New Work-Umfeld und eine moderne Führungshaltung müssen die Selbstbestimmung von Mitarbeiter:innen fördern, ihnen Sicherheit und Unterstützung geben und so Selbstverantwortung stärken. Klingt gut und logisch, ist aber leider gar nicht so einfach. Eigenverantwortung ist ein Prozess, der auch eng mit der Vertrauens- und Fehlerkultur im Team und im Unternehmen verknüpft ist.
Nicht immer leicht, in Unternehmen mit klassischen Strukturen. Bei unserem Beispiel vom Anfang, begleiten wir hier langfristig Führungskräfte in einem mehrstufigen Verfahren aus Sensibilisierung, Kommunikation, Strategie, Training, kollegialer Fallberatung und Coaching. Wenn Mitarbeitende selbstverantwortlich arbeiten, reagieren sie eher selbständig auf Veränderungsbedarfe und bringen innovative Ideen ein. Sie trauen sich auszuprobieren und können so einen wirklichen Mehrwert für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens bedeuten.

Zu Innovation inspirieren

Durch die Kombination von Inspiration und Innovation können Unternehmen ihr Potenzial voll ausschöpfen, um immer wieder neue Wege zu finden. Inspiration ist der Schlüssel für jedes Unternehmen oder konkreter jede Führungskraft, die in heutiger Zeit erfolgreich sein möchte. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man inspirierend auf Teams einwirken kann. Vorleben, eigene Begeisterung und gelebte Problemlösung und Fehlerkultur sind eine gute Voraussetzung. Inspiration liegt aber auch im unterstützenden Fördern z.B. durch die Ermutigung zu Trainings. Ein kreativer Teamworkshop kann auf mehreren Ebenen Wunder bewirken. Aber egal welche Methode man nutzt: Inspiration hilft uns dabei, unseren Horizont zu erweitern und neue Ideen zu entwickeln. Mit Hilfe von Inspiration kann man Lösungsmöglichkeiten identifizieren und Probleme besser verstehen . Gleichzeitig können Herausforderungen effektiver bearbeitet werden. Inspiration schafft die Grundlage für innovative Lösungsvorschläge, welche sodann im Rahmen von Innovationsprozessen umsetzbar gemacht werden.
Neben der Führungskraft, die innerhalb ihres Teams inspirieren und aktivieren kann, ist es natürlich hilfreich, wenn auch das Unternehmen Innovationsstrukturen schafft. Google wurde für seine „20 Prozent-Projekte“ bekannt. Hierbei wurde es den Mitarbeiter:innen ermöglicht, ihr Innovationspotential zu entfalten, indem sie 20 % ihrer Arbeitszeit nutzen können, um neue Ideen auszuarbeiten und Forschungsprojekte voranzutreiben. Leider ist nicht ganz klar, was davon heute noch da ist. Apple bietet vor allem Plattformen, um Ideen zu präsentieren und Wertschätzung zu erhalten. Spezielle Workshops unterstützen außerdem die Kreativprozesse. Man muss aber nicht Google oder Apple sein, um einen innovativen Vibe im Unternehmen zu etablieren. Eine Ideenplattform ist schnell installiert und auch ein Innovations-Workshop kann erstmal offen angeboten werden.

Starke Teamkultur

Ein Knackpunkt vom Mobilen Arbeiten, der nicht durch Betriebsvereinbarungen kontrolliert werden kann, ist die Gefahr des Aneinander-Vorbei-Arbeitens. Wenn Klaus von 6 bis 15 Uhr arbeitet, dann macht er wahrscheinlich gerade Pause, wenn Heidi um 10 Uhr anfängt. Und sie ist gerade aus der Mittagspause zurück, wenn für ihn in der Feierabend beginnt. Und das noch aus dem Homeoffice. Teambuilding muss sich heute also ganz anderen Herausforderungen stellen. Das Naturrouten Unternehmen Komoot arbeitet 100 % remote, international mit einem Fokus auf Europa. Wie das funktioniert? Mit einer Kernarbeitszeit (10-15 Uhr). Sieh haben sich gegen ein asynchrones Arbeitsumfeld entschieden, weil das die Arbeitsabläufe verlangsamen würde. Das Remote Arbeiten läuft dann so effektiv, dass Komoot laut Co-Founder Jonas Spengler bewusst Ineffizienzen einbaut, um die Zusammenarbeit menschlich zu halten. Es muss also auch virtuell Räume geben, in denen sich einfach mal ausgetauscht werden kann. So kriegt man beispielsweise eine/n Kolleg:in zugelotst, mit der man sich zum nachmittäglichen Kaffee verabredet. (Quelle: https://new-work-life.com/remote-unternehmen-komoot/). Einer unserer Kunden bieten den Mitarbeiter:innen eine Lunch-Date App. Diese zwar primär in Präsenz, aber - auch ganz im New Work Sinne – um die Vernetzung auch jenseits von MS Teams zu unterstützen.
Unternehmen wie Komoot haben aber auch gemerkt, dass es ganz ohne Live Begegnungen nicht geht. 3 Mal im Jahr kommen daher alle Mitarbeiter:innen zu einem 1-wöchigen so genannten „Gathering“ zusammen. In Unternehmen, die hybrid arbeiten, ist also meist die Führungskraft gefragt, Ánreize zu schaffen, dass das Team überschneidend im Büro ist.
Wir begleiten hier Unternehmen im Zuge von Betriebsvereinbarungen, um Führungskräfte gerade in diesem Punkt zu stärken. Meist hilft schon ein kleiner Team-Workshop, um gemeinsam zu definieren, wie das Team arbeiten will.

Kein Ende in Sicht

In den letzten Jahren hat sich vieles geändert und der Begriff New Work ist nun ein fester Bestandteil des modernen Arbeitslebens. Wir könnten hier weiter und weiter aufzählen, was New Work ausmacht oder ausmachen kann, aber vor allem ist es ein Haltungs- und Kulturthema. Unternehmen, die bereit sind, aktiv die ausgetrampelten Pfade zu verlassen und dabei auch einen externen Blick wertschätzen, bringen schonmal gute Voraussetzungen mit. Wenn Führungsriegen dann noch bereit sind, bei sich anzufangen, dann können sie gleichzeitig ihre Produktivität steigern und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden fördern. Da reicht es nicht, ein paar Cubes und höhenverstellbare Schreibtische anzuschaffen und den Meetingraum zum Playground zu erklären. New Work ist ein ganzheitliches Konzept, das ganz im agilen Gedanken, immer unvollendet bleiben muss.